Ein kostenloses Abendessen, abgesehen von ein paar Getränken. Sex ohne Bedingungen. Wer erinnert sich nicht an die Sorglosigkeit des Casual-Dating vor der COVID-19-Pandemie…
Vor Ausbruch des Coronavirus waren jedem Suchenden in Städten die Orte bekannt, an denen Singles nach anderen Ausschau hielten. Zu ihnen gehören bekannte Bars und Restaurants, in denen sich Liebeshungrige vorzugsweise tummeln. Nach ein paar meist alkoholischen Getränken kam man sich dort schnell näher, sodass sich bald die Frage „Zu Dir oder zu mir?“ stellte. Um aber die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, wurden diese Orte von den Behörden geschlossen. Viele Singles blieben seitdem Singles. Wie kann jemand auf der Suche nach einem Date trotzdem Gleichgesinnte finden?
Seitdem diese Orte geschlossen sind, nutzen Singles vermehrt Online-Chats, um einen Partner zu finden. Hat man den gefunden, tauscht man oft die Telefonnummern aus. Küsschen am Telefon: viel Spaß mit der Fernbeziehung während der Pandemie. Wer Angst vor dem Virus hat, wird es auch nach dem ersten Kontakt beim privaten Telefon- oder Video-Chat belassen. Einige denken vielleicht, man ist selbst doch sein bester Sex-Partner, und geben sich vor dem Bildschirm der Selbstbefriedigung hin. So bleibt eine mögliche Ansteckung mit COVID-19 außen vor. Die Fernbeziehung lässt aber die Option offen, sich nach dem Ende der Pandemie doch persönlich zu Treffen, um Versäumtes nachzuholen. Vorfreude ist doch die schönste Freude.
Sich trotz der Pandemie dem Sex hingeben
Auch 2020 lassen Singles laut einer Statistik des amerikanischen Direktors für Beziehungswissenschaft Logan Ury nicht vom Dating ab. Nachdem die Zahlen im April 2020 deutlich hinter denen des Vormonats zurückgeblieben waren, steigen sie seit Mai wieder an. Nach seinen Aussagen trafen sich im Juli rund ein Drittel der Singles von Dating-Apps für ein persönliches Date, Tendenz steigend.
„Wurden Sie getestet?“
Diese Frage bezieht sich heute eher auf COVID-19, weniger auf sexuell übertragene Krankheiten. Video-Chats gewinnen mit dieser und anderen Fragen an Legitimität. Mehr als ein Drittel der Nutzer geben an, lieber mit jemandem auszugehen, mit dem man vorher eine längere virtuelle Beziehung pflegte. Um das Risiko besser einschätzen zu können, fragen einige Apps nach persönlichen Dingen, wie der Lebensweise des Chat-Partners. Da diese Angaben freiwillig sind, müssen nicht der Wahrheit entsprechen, geben dem Gegenüber aber doch eine gewisse Zuversicht.
Das erste Treffen
Inmitten der Verbreitung eines tödlichen Virus verbringen Singles nun mehrere Wochen oder Monate damit, andere per Video-Chat, sozialen Netzwerken oder Telefon kennenzulernen, bevor sie sich das erste Mal gegenüberstehen und die Masken fallen lassen. Häufig entstehen vorher detaillierte Diskussionen darüber, wen der andere regelmäßig sieht. Ist es die Familie? Sind es Verwandte, Mitbewohner oder Freunde und Bekannte? Diese Informationen entscheiden häufig darüber, wann es zur ersten Umarmung, zum ersten Kuss kommt, auch wenn es keine festen Regeln gibt, wann der richtige Zeitpunkt kommt.
Die Pandemie brachte große Veränderung der Kultur der Unmittelbarkeit, die von Tinder und anderen Apps seit ihrem Bestehen eingeführt wurde. Für viele mag es frustrierend sein, die soziale Distanz einzuhalten. Heute sieht es anders als noch vor einem Jahr aus jemandem zu zeigen, dass man sich für ihn interessiert. Die Vorsicht gilt heute als ein sexy Charakterzug. Die Planung des ersten Treffens hat heutzutage wenig damit zu tun, sich eine begehrte Restaurantreservierung zu schnappen.
Sei geduldig
Zielorientierte und motivierte Typen haben mit dem langsameren Tempo, welches die Pandemie mit sich bringt, ihre Probleme. Anderen kommt es entgegen, da sie von den Einschränkungen des schnellen Datings entlastet werden. Für viele ist es schön, erst ein paar Wochen oder gar Monate aus der Ferne miteinander zu sprechen. Man lernt den anderen so besser kennen. Das kann dazu führen, den anderen nicht schon nach ein paar Minuten abzuschreiben. Es bleibt Zeit, mehr Seiten seines möglichen Partners vor dem ersten persönlichen Treffen zu erkennen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen